Drömfastigheten

Die Traumimmobilie

Die erste Immobilie, die ich besichtige, liegt an Långban. Sie steht seit Beginn der Recherchen auf hemnet.se ganz oben auf unserer Liste. Es vergeht kein Tag, wo wir uns nicht die Bilder des Exposés anschauen und völlig begeistert ob der vielen Möglichkeiten und des enormen Potentials dieses Objekts sind.

20 Hektar Grundstück, davon 15 Hektar Wald. Ansonsten Weiden, Ackerland und sogar Wasserkante. Also wirklich alle Bedingungen erfüllt, die wir uns so wünschen. Viele andere Objekte sind zwar nett, aber allesamt nur mit Kompromissen. Mal ist das Grundstück sehr klein, mal ist kein Wald dabei, mal kein Ufer. Aber das Objekt nahe Filipstad hat uns wirklich vom ersten Augenblick in seinen Bann gezogen. 

Den Fotos nach zu urteilen stand es länger leer, bevor der jetzige Eigentümer hingebungsvoll begonnen hat, das hübsche Haus zu sanieren. Er hat zwar bisher „nur“ 2/3 der Arbeit geschafft,  viele Räume in der oberen Etage aber sind noch in dem Zustand, den er wohl vorgefunden hat. Das Dach ist niegelnagelneu – den Bildern zu urteilen, war dies jedoch auch dringend nötig, da ein größerer Wasserschaden mindestens im Obergeschoss auf den Fotos zu erkennen ist.

Wasserschaden im Obergeschoss

Es ist also wirklich noch viel im Haus zu tun und auch der Rest des Grundstücks würde mehr als genug unserer Zeit einfordern, aber da das Haus eine Grundfläche von knappen 160 Quadratmetern hat und das Erdgeschoss fertig ist, sollten wir wohl keine Platzprobleme haben. Somit spielt es nicht wirklich eine Rolle, ob wir für den Rest der Räume zwei oder drei Winter brauchen.

Alte Küche im Obergeschoss

Was uns so fasziniert, ist der Vergleich von fertigen und noch nicht bearbeiteten Räumen. Was im Erdgeschoss erreicht wurde, zeugt von so viel Liebe und Hingabe. Jeder Raum hat sein eigenes Flair unterstrichen von individuellen Öfen in jedem Raum, von kleinen gusseisernen bis hin zu diesen herrlichen, alten, runden Kachelöfen. Die moderne Küche mit Erhalt der wundervollen Küchenhexe mit dazugehörigem Schamottofen zog uns sofort in ihren Bann. Die Holzböden sind perfekt aufbereitet und das ganze Haus verströmt einen ganz eigenen, verheißungsvollen Charme. 

Dazu ein Gewächshaus, ein großer Schuppen, zwei in den Berg gearbeitete Eiskeller und eine riesige Scheune mit Stallungen und Hühnerstall. Nun hätte mein Glügge-Weib endlich keine Ausrede mehr, um mir meinen Hühnerwunsch zu verwehren. Sie würde schließlich auch den Platz haben, den sie für ihre Kräuterträume benötigt, somit dürfte ich mir ja wohl auch einen Herzenswunsch erfüllen 😁

Der Einstiegspreis ist gegenüber deutschen Verhältnissen einfach lächerlich! Da wäre mit dem Erlös aus unserem Hausverkauf sogar noch Luft nach oben. Kurz gesagt, ich musste dieses Objekt einfach besichtigen! Makler kontaktiert, Termin zum 02. März bekommen und ab ging die Fahrt am besagten Tag. Ich habe einen halben Urlaubstag genommen, schließlich lagen zwischen Borgvik und meinem Ziel noch 120 Kilometer und 15:00 Uhr sollte die Besichtigung sein.

Heliga kanonröret – heiliges Kanonenrohr!

Den ersten Dämpfer erhielt ich schon morgens mit einer Nachricht des Maklers, dass man nicht zu spät kommen solle, da so viele Interessenten angemeldet seien, dass er nicht sagen könne, ob man eine Parkmöglichkeit bekommt. Das ging ja gut los! Pünktlich um 12 fuhr ich los – eine Stunde früher, als eigentlich geplant. Ich wollte es ja wenigstens sehen, wenn ich auch schon jetzt nicht mehr mit einer wirklichen Chance rechnete. Für diesen Preis wäre es auch ein Traum um wahr zu sein und es gibt sicherlich Interessenten, die mit mehr Kapital ausgestattet sind, als wir.

Als ich dort weit vor dem Termin ankomme, rutscht mir das Herz noch mehr in die Hose. Die schneebedeckte Fläche, die offensichtlich als Parkmöglichkeit fungiert, ist voll mit Autos. Jede Menge Schweden, aber auch Norwegen, Schweiz und Deutschland vertreten, selbst Teltow-Fläming, pfffft. Na prima! Also stapfe ich schon desillusioniert die letzte Anhöhe hinauf, wo ich vom Makler ein Prospekt in die Hand bekomme , bevor ich mich an den anderen Menschen in Haus schlängeln kann. Ich muss gestehen, keines der Fotos ist getürkt. Es sieht in echt sogar noch besser aus, als auf den Fotos. Tolle Arbeit wurde hier geleistet, und das sehen offensichtlich auch die anderen Interessenten so.

Ich nehme auf Anweisung von Tino auch den Dachboden genau unter die Lupe. „Sieh Dir besonders das Gebälk an den Stellen an, wo der Wasserschaden darunter liegt. Da könnten noch böse Kosten auf Dich zukommen, wenn sich später rausstellt, dass da die Feuchtigkeit Unheil angerichtet hat.“ Sofortige Entwarnung. Der Dachboden offenbart einen uralten Dachstuhl aus abgeschälten Baumstämmen, mehr als hundert Jahre alt. Alles intakt und weiteres tolles Potential. Hier ließen sich urige Bereiche einrichten. Ein Männerareal mit Bibliothek, Funkerraum, Whiskeybar und einem Billardtisch beispielsweise… 😁

Wieder auf den unteren Etagen stelle ich fest, dass sich das Haus mit noch mehr Menschen gefüllt hat und es wird mir langsam ein bisschen zu trubelig, sodass ich meine Schuhe wieder anziehe und auf den Hof gehe, um mir den Rest des Objekts unserer Begierde anzuschauen. Mit dem Verkäufer kann ich eh nicht reden, da schon eine Schar von Interessen mit ihm spricht. Ich laufe die letze kleine Erhebung neben dem Haus hinauf und lasse meinen Blick über das Anwesen gleiten. Es ist riesig! Der Blick auf den gefrorenen und zugeschneiten See, die Scheune, die nahe Waldkante, es ist noch schöner, als ich es mir vorgestellt habe. Atemberaubend schön, aber angesichts der schieren Menge an Interessenten schon gedanklich in weite Ferne, ja nahezu ins Unerreichbare gerückt.

Ich entdecke einen kleinen, von Birken eingesäumten Waldweg und betrete die jungfräuliche Schneefläche, um den Weg in Augenschein zu nehmen. Links und rechts des Weges steckt das Blaubeerkraut schon seine zarten Blätter gierig in die schon warmen Sonnenstrahlen. Wenn das meine Tochter als Blaubärjunkie erfährt! 

Als ich aus dem Wald zurückkomme, steht der Eigentümer allein vor dem Haus und ich nutze die Gelegenheit, ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Warum er das Objekt verkaufen will, nachdem er so viel Herzensblut in das Haus gesteckt hat, frage ich ihn. „Zu viel Arbeit. Wir schaffen es nicht mehr. Wir verkleinern uns und wollen näher an Karlstad ran.“ Ich erzähle ihm von unseren Plänen und sage ihm, dass ich sehr von seiner Arbeit beeindruckt bin. 

Danach verabschiede ich mich und spreche Mona vom Maklerbüro an, wie das nun läuft, da ich ja noch keine Bank-ID in Schweden habe. Ich rechne mir zwar keine Chancen aus, würde aber trotzdem gern ein Gebot abgeben. Sie meint, dass sei kein Problem, ich solle ihr einfach eine Mail mit dem Gebot schicken. Auch merkt sie an, dass es bereits ein hohes Gebot gäbe, der Verkäufer sich aber noch andere Gebote anschauen möchte und deswegen die heutige Besichtigung veranstaltet wird. Also war alles geklärt. Bevor ich schweren Herzens ins Auto steige, laufe ich noch einmal zum See hinunter und nehme die herrliche Weite in mich auf. Hier an diesem Ort könnte ich mir wirklich vorstellen, alt zu werden.

Auf dem Heimweg rufe ich die Familie an und schwärme ihr vor, wie unfassbar toll dieses Grundstück ist. Abends als ich das Gebot abgeben will, sehe ich auf der Maklerseite, dass bereits ein Gebot eingegangen ist. Gleich wesentlich höher, als der Startpreis. Genau mit so etwas hatte ich gerechnet. Ich schreibe dem Makler, dass wir gleich unser höchstmögliches Gebot abgeben, da das Erstgebot nur unwesentlich darunter lag und lege mich traurig ins Bett.

Am nächsten Morgen schaue ich natürlich auf die Maklerseite und bin natürlich schon wieder überboten worden. Das war es dann wohl mit dem Grundstück. Nach Feierabend suche ich unlustig neue Objekte bei hemnet und schickte sie dem Glügge-Weib zur Begutachtung. Klar, nette Objekte dabei, aber wie schon erwähnt immer mit Kompromissen. Nach ein paar Diskussionen und Rechnereien beschließen wir zwei Tage später jedoch, unser Höchstgebot noch einmal zu erhöhen. Aber weiter können wir dann wirklich nicht mehr gehen, da wir ja auch später noch einige Anschaffungen haben werden und Tina ja in Schweden erst einmal kein Einkommen erzielen wird, also ganz sicher unter die „egna medel“ Regelung fällt, was das Aufenthaltsrecht betrifft. Also schickte ich eine weitere Mail an den Makler mit unserem letzten Gebot. Es kommt keine Rückmeldung mehr. Schweren Herzens mache ich Termine für die nächsten Objekte, die auch Frau und Kindern halbwegs zusagen. 

Språklös – Sprachlos

Am Montag die Woche darauf ruft abends der Makler an. „Ich wollte Dir mitteilen, dass das Gebot des Höchstbietenden weit über Deinem Gebot liegt.“ Ich erwiderte, dass mir das klar sei, wir uns aber schon aus dem Fenster gelehnt haben und etwas über unserem gesetzten Limit liegen, wir also keine Möglichkeiten mehr haben, noch draufzulegen. „Lass mich doch mal ausreden. Wenn Du mir versicherst, dass ihr das Objekt zu eurem Gebot kauft, sollten wir wohl über einen Termin zur Vertragsunterzeichnung nachdenken, dann verzichtet der Verkäufer lieber auf die Differenz.“ … … … „Bist Du noch dran?“ 

Na klar bin ich noch dran, aber in diesem Moment einfach nur sprachlos. Ich stottere fassungslos herum und frage ihn, was denn die Gründe für diese unfassbare Wendung wären. „Ihr seid die einzigen Interessenten, die das Objekt im Sinne des jetzigen Eigentümers weiterführen wollt. Er hat bei dem anderen Interessenten kein gutes Gefühl, außerdem habe jener kein Interesse am Wald. Also sagte er wortwörtlich: ‚Ich gehe mit der deutschen Kräuterfamilie.‘ Wann könntest Du den Vertrag unterschreiben?“

Ich kann es immer noch nicht fassen. Das Objekt, bei dem sofort die ganze Familie in Resonanz gegangen ist, dieser Hof voller Möglichkeiten und Potentiale, den ich Tag für Tag immer wieder verzückt auf der Maklerseite anhimmelte, soll wirklich an uns gehen! Ich sage dem Makler, dass ich flexibel sei. Daraufhin erwidert er trocken: „Na dann in zwei Stunden, gegen 23:00 Uhr in Filipstad?“ Auf meine Zusage gibt er lachend zurück, dass das nur ein Scherz ist und es ja reiche, wenn ich morgen Nachmittag in seinem Büro vorbeikomme. 

Jauchzend stehe ich am Steg in Borgvik und telefoniere mit der Familie. Es ist bitterkalt aber ich spüre die Kälte kaum. Gerade eine Woche bin ich in Schweden und wir haben das Objekt unserer Träume ergattert. Einfach so. Es hat uns gefunden und nicht mehr losgelassen. Und die Umstände sind phantastisch. In Neuenhagen, haben wir unser Haus an die Familie verkauft, die uns am Besten für das Umfeld hier schien. Sie haben sich finanziell „nackig“ gemacht und hätten nicht mehr bieten können, wozu andere Interessenten durchaus in der Lage gewesen wären, wenn wir es hätten drauf ankommen lassen. Aber ihre Geschichte, ihre Art und Weise, ihre knuffige Tochter und Sympathie haben uns dazu bewogen, mit dieser Familie zu gehen, weil sie sich sofort in unser Objekt verliebt haben. Und nun spiegelt sich das genau zurück. Ich habe Karma ja schon oft beobachten können, aber diese Nummer hat mir irgendwie die Schuhe ausgezogen. Ich kann mit Esoterik nichts anfangen, aber genau diesen Hof habe ich mir immer wieder visualisiert, immer wieder gesagt, der muss es sein, der hat alles, was wir uns wünschen.

Und nun werden wir (nach deutschen Verhältnissen) Großgrundbesitzer an einem Fleckchen, welches Heilung allein durch sein Sein verspricht. Hier werden wir unseren Schweiß vergießen, das Haus weiter aufpolieren, das Land bestellen und dem Wald seine Aufmerksamkeit zukommen lassen. Hühner, Ziegen, Schafe und ein Hund sollten hier wohl mehr als genug Platz haben. Der Gemüseanbau und die Kräuterproduktion sind problemlos möglich. Hier können wir uns entfalten und all die spinnerten Ideen umsetzen, für die in Neuenhagen kein Platz mehr ist.

Und wir werden den Hof in Ehren halten und ihn im Sinne des bisherigen Eigentümers weiterführen. Das ist ein Versprechen an ihn und an uns. 


Kommentare

6 Antworten zu „Drömfastigheten“

  1. Oh wie wunderbar! Herzlichen Glückwunsch. Dieses unfassbare Glück wünsche ich uns auch.. wir werden das jetzt über den Sommer in Angriff nehmen. Müssen erst unser Haus in D verkaufen. Alles Liebe Euch! Genießt es!

    1. Hej Simone. Wir drücken Euch die Daumen für Euren großen Schritt. Geht mit Zuversicht an die Sache. Und ja, unfassbares Glück trifft es ganz genau. Wir haben nicht mit diesem Objekt gerechnet und schon gar nicht mit einem Erfolg nach zwei Wochen in Schweden. Nun heißt es für uns noch fiebern bis zur Übergabe am 01. Juni. Viel Glück Euch auf Eurem Weg 🙂

  2. Wirklich eine schöne Geschichte! Wir freuen uns mit euch. Uns ist es ähnlich ergangen, das Haus unserer Träume – eine alte Dorfschule in Småland – hat uns ebenfalls gefunden und nicht mehr losgelassen.

    1. Hej Gunnar,
      es soll offensichtlich so sein, dass man früher oder später über das Objekt stolpert (oder hingezogen wird), bei dem man sofort in Resonanz geht. Dieses Gefühl sollte man glaube ich auch nicht ignorieren. Wenn es dann auch wirklich damit klappt, ist es umso schöner. Wir drücken Euch die Daumen, dass Ihr alles erreicht, was Ihr Euch vorgenommen habt.

      Liebe Grüße
      Ken

  3. Avatar von Andrea Kathan
    Andrea Kathan

    Ich freue mich so sehr für Euch, es ist uns genauso gegangen. Wir haben über einen deutschen Kontakt unser Traumhaus in Holsjunga gefunden
    Aufgesperrt….reingegangen und sofort daheim gefühlt! Jeder Raum liebevoll eingerichtet und toller großer, trockener
    Keller dazu ein riesiges Grundstück….wir waren sprachlos! Wir hatten nicht einmal Mitbieter…einfach irre!
    Morgen flieg ich los um den Vertrag zu unterschreiben und im Juni wird umgezogen!!
    Liebe Grüße an Euch aus Bayern (noch🤣) Andrea

    1. Hej Andrea, ja solche Begebenheiten sind mega. Und das Gefühl, wenn alles in die ersehnten Bahnen gleitet, ist unbeschreiblich. Ich finde es erstaunlich, dass einen ein solches Herzensobjekt wirklich ruft. Wir haben schon ein paar Objekte gesehen und besichtigt, aber dieses zog uns vom ersten Blick an in seinen Bann. Schön dass es Euch da absolut ähnlich geht, mit dem Unterschied, dass ihr noch ein „paar“ Kilometerchen mehr Fahrtweg habt 🙂 Wir drücken Euch die Daumen, dass alles reibungslos klappt. Bleibt zuversichtlich und offen, dann wird es sich fügen.

      Liebe Grüße aus (noch) Neuenhagen bei Berlin.
      Ken

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